Ungleichheit und Anpassung – die „Modernisierung“ der Weiterbildung

Im jüngsten, „quartären“ Sektor des Bildungsbereichs, in der Erwachsenenbildung bzw. Weiterbildung, ist, anders als bei Schulen und Universitäten, die staatliche Trägerschaft nicht die Regel. Er ist seit seiner endgültigen „Etablierung“ in den 1970er Jahren gekennzeichnet durch eine Vielzahl von kooperierenden und konkurrierenden Trägern und Institutionen. Umso leichter konnten sich in der Erwachsenenbildung schon früh Entwicklungen und Tendenzen abzeichnen, wie sie aktuell besonders gravierend in der – um einen sehr vorsichtigen Begriff zu gebrauchen – „Umstrukturierung“ der Universitäten deutlich werden. Die Dominanz des ökonomisch Nutzbringenden, des beruflich unmittelbar Verwertbaren, der ins Zentrum tretende Marktgedanke, die erstaunlich einhellige Hoch- und Überschätzung des Betriebs und des Unternehmers, die allgegenwärtige Verbeugung vor den Interessen der Wirtschaft, wobei die Interessen der Wirtschaft und der Betriebe vornehmlich aus der Sicht der Arbeitgeber, der Shareholder und des oberen Managements definiert sind – solche Trends sind im Bereich der Erwachsenenbildung/Weiterbildung schon früher auszumachen, begleitet auch von einer Erosion des Bildungsbegriffs und dem Verlust des politisch-gesellschaftskritischen Moments. Ich will zunächst – notwendig verkürzt – die Realität des Weiterbildungsbereichs ansprechen, die vor allem das Ende eines Versprechens signalisiert, um dann am bildungspolitischen und wissenschaftlichen Weiterbildungsdiskurs zu zeigen, wie sich – gipfelnd in der aktuellen Qualitätssicherungseuphorie – der Bildungsbegriff verflüchtigt und wie, auch in der politischen Erwachsenbildung, das Gängige, Angepasste, Affirmative allmählich dominant wird.