Vom Wert der grundlegenden Kurse

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Author/Authoress:

Pekarek, Anton

Title: Vom Wert der grundlegenden Kurse
Year: 1947
Source:

Mitteilungen des Volksbildungshauses Margareten, 1947, Nr. 9, S. 1.

Die Zeiten der Angst und Erregung sind vorüber, die Furcht vor Bomben und Zerstörung besteht nicht mehr, und es regt sich in uns begreiflicherweise der Drang nach Schönerem und Erhebendem, die Sehnsucht nach Glück und Frieden. Auf der Suche nach diesen Herrlichkeiten geraten viele auf Irrwege, die sie nur zu bald in neue Unruhen führen. Nur ein kleiner Teil der Suchenden wendet sich der Wissenschaft zu. Aber Wissen ist schwer zu erringen und die Wissensgebiete sind so vielfältig, daß die Hörer vor scheinbar unüberwindlichen Schranken halten und nicht weiterwissen. Und doch ist es nicht schwer, zum Ziele zu gelangen, wenn man nur den richtigen Anfang weiß und den rechten Weg einschlägt.

Und nun die Frage: Was müssen wir tun, um zum Erfolg zu gelangen, damit unsere Zeit nicht nutzlos vergeudet wird? Denn jede Minute ist kostbar und ungenützte Tage sind für uns verloren und nicht mehr nachzuholen.

Die Leitung des Volksbildungshauses weiß den richtigen Weg und ladet die Wißbegierigen ein, die Elementarkurse zu besuchen, damit jeder zuerst mit den Grundbegriffen bekannt werde, die es ihm ermöglichen, ins Reich der Wissenschaften einzudringen. Die grundlegenden Kurse müssen zuerst besucht werden, um dann mit Erfolg weiterbauen zu können. Im Rechtschreiben erlangen wir die Fähigkeit, fehlerlos und richtig zu schreiben; in Sprachlehre lernen wir unsere eigene Muttersprache verstehen und lieben, und dann erst können wir eine andere beliebige Fremdsprache mühelos erlernen und haben die Freude, andere Völker und Menschen zu verstehen und deren Denken und Fühlen zu begreifen. Das Rechnen vermittelt uns die Kenntnisse jener Gebiete, die wir zur Abwicklung unserer täglichen Notwendigkeiten brauchen. Wir werden mit dem Rechenschieber vertraut und ersparen uns dadurch Mühe und Zeit. Der Rechenschieber und das Einmaleins der Mathematik erschließen uns das Reich der Unbekannten und des Unendlichen. Die Geographie erschließt uns unsere Heimat, und wir erfahren aus ihr, wie unsagbar schön unsere nächste Umgebung und unser Vaterland als Ganzes ist. Dann erst suchen wir die Nachbarschaft kennenzulernen, und je mehr wir von den Verhältnissen der anderen erfahren, desto wertvoller wird uns unser eigenes „Daheim“. Ebenso wertvoll ist die Geschichte unseres eigenen Volkes. Wir lernen viele Geschehnisse verstehen, werden duldsamer gegen unsere Mitmenschen in der Gemeinde, im Staat und in der Welt. Wir lernen die Fehler unserer Vorfahren kennen und werden uns bemühen, unser Geschick besser zu lenken. Wir sehen also nur zu deutlich, daß wir zuerst in den grundlegenden Kursen die Pfeiler für unser künftiges Haus sammeln und reihen müssen, um zum Großen, zum umfangreichen Wissen und Können zu gelangen. Diese Mühe zur Selbstzucht trägt reichen Lohn. Darum sei unser erster Grundsatz: Gründliche Arbeit und fleißiger Besuch der grundlegenden Kurse, die das Fundament zum Aufbau einer gediegenen Allgemeinbildung sind.

(Wortwahl, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung entsprechen dem Original. In eckiger Klammer steht die Zahl der jeweiligen Seite des Originaltextes. Offensichtliche Druckfehler wurden berichtigt.)

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