Revolutionäre Sozialgeographie - regionale Forschung im globalen Kontext: Elisée Reclus (1830-1905) und Patrick Geddes (1854-1932)

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Author/Authoress:

Steele, Tom

Title: Revolutionäre Sozialgeographie - regionale Forschung im globalen Kontext: Elisée Reclus (1830-1905) und Patrick Geddes (1854-1932)
Year: 1998
Source:

Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 9. Jg., 1998, H. 3/4, S. 18-34.

Das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert waren nicht nur stürmischer Höhepunkt modernistischer Kunst, Designs und Ideen, sondern auch eine Zeit bedeutender Fortschritte in der Hervorbringung und Kategorisierung von Wissen. Die energisch vorangetriebene Spezialisierung einzelner Wissensgebiete in neue akademische Disziplinen erfolgte vor allem in den neugegründeten städtischen Universitäten Großbritanniens und den spezialisierten Grandes Ecoles Frankreichs; beide orientierten sich bis zu einem gewissen Grad an den reformierten deutschen Universitäten des 19. Jahrhunderts (Scott 1995). Sehr viel verdankte die moderne Universitäts(reform)bewegung in Großbritannien der Arbeit der University Extension, die unter der Führung von Männern wie Michael Sadler und H. R. Mackinder der Universität in vielen der sich rasant entwickelnden Industriestädte im Norden Englands zur verstärkten Präsenz verhalf. Diese Präsenz regte lokale Unternehmer sowie private Vereine an, in den 1870er und 1880er Jahren universitäre Colleges zu gründen, aus denen um die Jahrhundertwende unabhängige Universitäten hervorgingen. Diese neuen Universitäten unterschieden sich grundlegend von den alten in Oxford und Cambridge, da sie nicht mehr dem Collegesystem folgten und stattdessen Institute für neue Fächer wie Psychologie, Soziologie, Anthropologie und sogar Anglistik schufen (Steele 1997a).

Man kann man sagen, daß die neuen Universitäten, die um die Jahrhundertwende entstanden, eine wichtige Rolle bei der Professionalisierung des Arbeitslebens und der Gesellschaft allgemein spielten. Diese neue universitäre Spezialisierung widerspiegelte das Prinzip des genau abgegrenzten Arbeitsbereiches, spezialisierter Methoden und des sorgsam bewachten Besitzes von Wissen, wie sie auch heute noch für das Berufsleben charakteristisch sind. Schon die Aufklärung hatte das einheitliche Universalwissen - der Stolz und die Freude des mittelalterlichen Gelehrten - nachhaltig zerstückelt und in einzelne Fachgebiete aufgeteilt. Erst das moderne Universitätssystem vollendete diese Spezialisierung, indem nun eigenes Personal über die Trennung der Disziplinen wachte.

Diese Spezialisierung stand im Gegensatz zur "Volksbildung", die mit Ausnahme der positivistischen Wissenschaft eine ganzheitliche, holistische Sichtweise propagierte. Denn obwohl die Praxis der Volksbildung in Wirklichkeit mit der Verbreitung der "wissenschaftlichen" Erkenntnisse und Methoden für ein Massenpublikum beginnt, lag der Ursprung des zugrundeliegenden Bedürfnisses zu lernen in der Wertschätzung des Laien gegen-[S. 18]über persönlicher Erfahrung, die keine Grenzen des Wissens kannte. Für ihn bedeutete wissenschaftlich geprüfte persönliche Erfahrung das Mittel sowohl gegen die Rhetorik des Priesters wie des Politikers und der Beginn der persönlichen und politischen Befreiung (die gebildete Laiin des 19. Jahrhunderts maß der Kultur und den Künsten größere Bedeutung bei).

Wie verstanden sich nun die Erwachsenenbildner im 19. und frühen 20. Jahrhundert angesichts dieses Widerspruchs zwischen der allgemeinen Forderung nach universalem Verständnis und der zunehmenden Spezialisierung der Berufe und Fachgebiete? Keiner der Exponenten hätte sich selbst als "Erwachsenenbildner", ja nicht einmal als "Erzieher" bezeichnet, da sich gegen die Spezialisierungen genaugenommen noch gar kein Widerspruch erhoben hatte. Im Grunde wollten sie einfach nur ihre kenntnisreiche Begeisterung für soziale Veränderung mit einer wißbegierigen Öffentlichkeit teilen, die von den Universitäten ausgeschlossen war. Anhand der keineswegs einzigartigen Fällen von Elisée Reclus und Patrick Geddes wird deutlich, daß sich ihre volksbildnerische Tätigkeit nicht von ihren politischen Ambitionen trennen läßt. Beide waren sie bestrebt, wahrheitsgetreue Wissensbestände und falsifizierbare Methoden zu entwickeln. Reclus und Geddes waren zweifellos neue ‘Berufsmenschen’, deren Macht auf ihrer Sachkenntnis gründete (Perkin 1996). Beide glaubten an Expertenlösungen, die sich aus wissenschaftlichen Theorien positivistischen Zuschnitts herleiten ließen. Typisch für ihre Zeit sind sie in ihrem Glauben an Fortschritt, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit. Auf unterschiedliche Art verschrieben sich beide dem Dienst an der Allgemeinheit, der zur Triebfeder des Berufslebens wurde, aber nicht im abwertenden Sinn des blinden Gehorsams gegenüber einem allmächtigen Staat oder einer Autorität, der diese Einstellung später ad absurdum führte. Beiden eignete eine gesunde Skepsis gegenüber Autoritäten.

Wie Perkin meint, war die britische Gesellschaft als erste verberuflicht, mithin modernisiert, und zwar infolge einer Reihe von Reformen; unter anderem durch die Einführung einer berufsmäßigen, leistungsorientierten Beamtenschaft, der Abschaffung des Pfründewesens, selbst die Universitäten in Oxford und Cambridge wurden reformiert. Aber diese Reformen waren nur Stückwerk. Wie Hutton und Marquand erst kürzlich feststellten, erhielten sich im damals eingeführten Regulierungssystem viele der quasi-mittelalterlichen Institutionen und Privilegien, was der "Alten Korruption" ermöglichte, weiterhin zu wuchern (Hutton 1995; Marquand, 1996). In dieser Hinsicht, so ihre Argumentation, unterschied sich der britische Staat vom später modernisierten Europa und Japan, die von erheblich besser entwickelten Kapitalgesellschaften unterstützt wurden. Marquand geht noch weiter und behauptet, daß, obwohl die politische Konsequenz ein beträchtliches Wachstum des bürokrati[S. 19]schen Staates und die Entwicklung des Wohlfahrtssystems war, nicht vergessen werden sollte, daß Staat und Gesellschaft schon in den vorangegangenen Jahrzehnten im Umbruch gewesen waren. Wie Polanyi in „The Great Transformation“ zeigte, war das Laissez-faire zu Beginn des Jahrhunderts keineswegs eine "natürliche" Entwicklung, sondern ganz im Gegenteil abhängig von wirksamer staatlicher Gesetzgebung. Laissez-faire-Wirtschaft war mehr oder weniger gleichbedeutend mit staatlich verordnetem Marktutopismus. Was dabei jedoch wirklich spontan war, war die öffentliche Reaktion auf dieses System, die Gegenbewegung, die zu einer Bewegung für gesellschaftliche Planung führte. Für Polanyi "war Laissez-faire geplant, Planen jedoch nicht".

Sowohl Geddes als auch Reclus können zu dieser "natürlichen" Reaktion auf die liberale Volkswirtschaft, die die arbeitende Bevölkerung in Großbritannien und Europa verarmen ließ, gezählt werden. Beide waren beteiligt an der Planung und in manchen Fällen auch an der Gründung "vermittelnder Institutionen", die Polanyi als charakteristisch für die lange Gegenbewegung gegen das Laissez-faire beschreibt. Sie gehörten auch einer einflußreichen liberalen Strömung an, die eine globale Sichtweise betonte und diese mit einer regionalen Betrachtung in Beziehung setzte; genauer gesagt: eine Beschäftigung mit der Region im Kontext einer globalen Sichtweise anstrebte. Weder Reclus noch Geddes waren von der Notwendigkeit nationalstaatlicher Grenzen überzeugt, und Reclus warnte sogar vor den totalitären Möglichkeiten des Nationalstaates. Beide waren überzeugt, daß die “natürliche” Einheit der geographischen Forschung die Wirtschaftsregion war, die nicht nach nationalen Interessen bemessen, sondern im Kontext der Weltgesellschaft gesehen werden sollte. Beide waren insoferne typische Vertreter ihrer Zeit, standen aber in grundlegenden Fragen in Opposition zum Zeitgeist. Beide waren - in Ermangelung eines besseren Ausdrucks - "Volksbildner", aber an dieser Stelle sei betont, daß die Formen der "Volksbildung", mit denen sie sich beschäftigten, wichtige Bereiche für die interdisziplinäre Entwicklung ihrer Fachbereiche waren, bevor diese Fachgebiete zu eng umgrenzten akademischen Disziplinen wurden. Reclus mag den Ausdruck "Sozialgeographie" geprägt haben, um zu beschreiben, was für ihn nichts anderes als "Geschichte im Raum" war, während Geddes, der zugestand stark von Reclus beeinflußt worden zu sein, zu einem der Begründer der britischen Soziologie und Stadtplanung wurde.

Elisée Reclus

Elisée Reclus (1830-1905) war ein französischer Geograph und führender Theoretiker des Anarchismus, der sich an der Pariser Kommune von 1870 beteiligte. Er hatte in Deutschland bei Karl Ritter und Friedrich Ratzel, die gerade die Theorie der klimatischen und wirtschaftlichen Regionen entwickelten, studiert. 1868 veröffentlichte er sein erstes Buch, “La Terre”, mit dem er sich als Geograph einen Namen machte (Fleming 1979, 144). Nachdem er wegen seiner politischen Aktivitäten aus Frankreich ausgewiesen worden war, unternahm er zahlreiche Reisen. Die Erfahrung der massenhaften Auswanderung von Europas Armen nach Amerika und die Emigration der hungernden Bevölkerung Irlands hinterließen bei Reclus einen tiefen Eindruck und brachten ihn zur Überzeugung, daß sich die gerade erst im Entstehen begriffene Wissenschaft der Geographie nicht auf die Beschreibung physikalischer Phänomene und politischer Grenzen beschränken durfte, sondern soziale Bewegungen beschreiben müsse. Im Schweizer Exil geriet er unter den Einfluß von Pierre-Joseph Proudhon und übernahm dessen anarchistischen Sozialismus, dem er Zeit seines Lebens treu blieb. Gleichzeitig begann er die Arbeit an seinem mehrbändigen Werk, „La Nouvelle Géographie Universelle: la Terre et les Hommes“, das als Einleitung zur „Nouvelle Géographie“ geplant war. Es ist be-[S. 20]zeichnend, daß Reclus - im Gefängnis - die Idee zu diesem Projekt einer Geographischen Enzyklopädie kam; er publizierte diese nicht als gewichtiges vielbändiges Werk für die akademische Welt, sondern als regelmäßig erscheinende Reihe von billigen Pamphleten im Verlag Hachette. Der erste Band dieser Reihe erschien 1875, der letzte 1894. Schließlich bekam er für dieses Werk Goldmedaillen der Pariser Geographischen Gesellschaft (1892) und der Royal Geographical Society of London (1894). Auf Grund seiner zunehmenden Reputation wurde ihm von der französischen Regierung politische Immunität zugesichert; er weigerte sich aber aus Prinzip, nach Frankreich zurückzukehren, solange die Amnestie nicht auf alle im Exil lebenden Kommunarden ausgeweitet würde. Er wurde nach Belgien eingeladen, um weiterführende Vorlesungen an der Freien Universität von Brüssel abzuhalten, aber in letzter Minute widerrief die Universitätsleitung wegen Reclus´ politischem Ruf die Einladung. Nichtsdestotrotz gab Reclus, ein ehemaliger Freimaurer, seine Vorlesungen in einer örtlichen Freimaurerloge und war auch an der Gründung der Neuen Universität von Brüssel beteiligt, die sich von der Brüsseler Universität abspaltete (Steele 1997b).

So wurde Reclus beinahe gegen seinen Willen zu einem der Begründer der Geographie als akademisches Fach, obwohl, wie der belgische Geograph Wagner bemerkte, kein Land soviel für die Entwicklung und Popularisierung einer einzelnen Wissenschaft getan hatte wie Frankreich (Ross 1988, 93). Es wurde auch behauptet, daß ein Grund für die Beliebtheit des Faches Frankreichs Niederlage im französisch-preußischen Krieg war, eine Niederlage, die hauptsächlich den besseren deutschen Landkarten zugeschrieben wurde. Ross behauptet, daß eine regelrechte "Geographie-Manie" über Frankreich hereinbrach und zur Publikation der ersten wissenschaftlichen Magazine wie zum Beispiel „L´Explorateur“ und „Revue de géographie“ führte wie auch zur Forderung, eine „Ecole superieure de géographie“ in Paris zu eröffnen. In einem Zeitraum von nur zehn Jahren wurden ab 1871 mehr als 12 neue Geographische Gesellschaften in Frankreich gegründet, deren Mitgliederzahl annähernd 10.000 betrug. Ross meint weiters, daß unter diesen Umständen der Siegeszug der Geographie nicht rein zufällig mit dem Triumph der Bourgeoisie in Frankreich zusammenfiel, sondern untrennbar auch mit den massiven Kolonialansprüchen Frankreichs, vor allem in Algerien, verbunden war.

Reclus, der damit nicht einverstanden war, wurde von der Akademie an den Rand gedrängt (und erst 70 Jahre später vom marxistischen Soziologen Lefebvre und seinem Kreis wiederentdeckt). Er nannte die mit Ungeduld erwartete erste Ausgabe der „Revue de géographie“ einen Versuch, "die Geographie in den Dienst politischer Ziele zu stellen" (zit. nach Ross 1988, 94). Betreffend die politische Ma-[S. 21]nipulation der Geographie an der Akademie vertrat er die Auffassung, Sozialgeographie sollte drei Kategorien von Tatsachen zum Gegenstand haben: "Klassenkampf, das Streben nach (politischem) Gleichgewicht, und den eigenständigen Kampf des Individuums" (Reclus 1882; zitiert in Ross 1988, 101). Reclus brach mit der akademisierten Form der Geographie, wie sie gerade unter Vidal im Entstehen begriffen war, die sich allein auf physische Gegebenheiten konzentrierte, und versuchte statt dessen, dieser Wissenschaft eine soziologische Dimension zu geben. Er legte den Schwerpunkt seiner Studien auf wirtschaftliche Bevölkerungsgruppen in ihrem Umfeld, Veränderungen sozialer Beziehungen, die Entwicklung von Institutionen, Sprachen und Rassenbeziehungen (Fleming 1979, 145).

In epistemologischer Hinsicht war Reclus Positivist und überzeugt davon, aus einzelnen Beobachtungen allgemeine Schlüsse ziehen zu können. Obwohl er dem wissenschaftlichen Positivismus treu blieb, betrachtete er die Welt auf fast mystische Weise als historisch und räumlich verbundenes System. Daran kann man sehen, was Reclus´ Werk für die zeitgenössischen Umweltschützer und Ökologen so anziehend machte. Da seine politischen Ziele für seinen Gegenstand den akademischen Rahmen sprengten, übernahm er den bewunderten Stil von Karl Ritters Vorlesungen von 1851 an, die durch die Konzentration auf les grandes faites die Geographie vor dem Schicksal eines langweiligen Lehrbuchdaseins bewahrte und sie einem weiten Publikum zugänglich machte. Reclus waren "unnatürliche" Grenzen suspekt, insbesondere das Konzept der Nation. Er plädierte für die natürlichen Grenzen von Gebirgszügen, Talsystemen und Wasserläufen. Gemäß seiner Theorie der "Talregion" war er davon überzeugt, daß es autonome politische Einheiten auf der Basis wirtschaftlich einheitlicher Gebiete geben könne – ein Konzept, das Geddes später übernahm. Er befürchtete insbesondere die Pervertierung der Idee der Nation, die er 1871 im deutschen Nationalismus entdeckte, und er sah voraus, daß selbst das Britische Königreich scheitern würde, da es kein territorial zusammenhängendes Gebiet umfaßte. Zugleich erachtete er die Bestrebungen nationaler Minderheiten, ihre Identität gegenüber imperialistischer Unterdrückung zu behaupten, für berechtigt, meinte aber, daß Rasse und Sprache allein noch nicht ausreichten, ein Volk zu vereinen. Seiner Meinung nach sollten nationale Bestrebungen im Kontext globaler Gerechtigkeitsstrebens stehen und ausschließlich durch den Appell an die höhere Moral der Rechte und Pflichten erreicht werden.

Nach 1871 wirkte sein positivistischer Ansatz mäßigend auf seine revolutionäre Politik, als er Bakunin bezüglich der Natur des politi-[S. 22]schen Kampfes widersprach. Während Bakunin noch vom spontanen revolutionären Instinkt der Massen überzeugt war, vertraute Reclus immer mehr auf die Wissenschaft, die zum Triumph "der universalen sozialen Republik" führen würde (Fleming 1979, 149). Er war überzeugt, daß sich mit Hilfe von Darwins Evolutionstheorie progressive Kräfte erkennen ließen und Wissenschaftler durch sorgfältige Beobachtung imstande sein würden, deren Potential zu entdecken und zu unterstützen. Ein bemerkenswertes Charakteristikum von Reclus´ Leseart der Darwinschen Evolutionstheorie ist, daß er nicht die Evolution des Stärksten durch physische Überlegenheit, sondern den Wert der Solidarität betonte: “Jeglicher Fortschritt erfolgt durch Solidarität, durch die Vereinigung von spontanen, koordinierten Kräften. Der Historiker, der Richter, der uns die Jahrhunderte in ihrem unendlichen Ablauf lebendig vor Augen führt, zeigt uns, wie das Gesetz des blinden und brutalen Existenzkampfes, das von den Bewunderern des Erfolges so gepriesen wird, einem zweiten Gesetz untergeordnet ist, nämlich dem, daß schwache Individuen sich zu immer höher entwickelten Organismen zuammenschließen und lernen, sich gegen die feindlichen Kräfte zu verteidigen, die Ressourcen ihres Lebensraumes zu erken-[S. 23]nen, ja sogar neue Ressourcen zu erschließen. Wir wissen, daß, wenn unsere Nachkommen ihre hohe Bestimmung für Wissenschaft und Freiheit erkennen sollen, verdanken sie dies ihrem immer engeren Zusammenschluß, unablässiger Zusammenarbeit und gegenseitiger Hilfe, aus der nach und nach Brüderlichkeit entsteht”. (Reclus 1889; zitiert in Fleming 1979, 50).

Dieser Ausspruch erfolgte nicht im Rahmen eines politischen Pamphlets, sondern im Vorwort, das Reclus zu Leon Metchnikoffs „La Civilisation et les Grand Fleuves Historiques“ (1889) verfaßte. Er war überzeugt, daß mit Darwins Evolutionstheorie die Überlegenheit der Arbeiterklasse als Klasse über die Bourgeoisie zu erweisen sei, weil sie sich zusammenschloß und - da gegenseitige Hilfe dem Kapitalismus überlegen wäre - daß das bürgerliche Bildungssystem der weiteren moralischen und intellektuellen Entwicklung der Menschheit nur hinderlich sein konnte. Deshalb lehnte Reclus Gewalt und bewaffneten Kampf gegen einen repressiven Staat nicht ab, doch erachtete er Bildung als unbedingt notwendige Voraussetzung für die Befreiung des Proletariats - wobei die Reife, mit der dieser Kampf geführt wurde, vom Ausbildungsgrad der Arbeiterklasse abhänge.

Obwohl sowohl Reclus als auch Marx eine wissenschaftliche Basis des Sozialismus für notwendig hielten, unterschied sich Reclus vom marxistischen Sozialismus darin, daß er der individuellen und persönlichen Moral des einzelnen Individuums eine entscheidende Bedeutung beimaß. Reclus war überzeugt, daß die Wissenschaft sich letztendlich dem Gewissen, dem "Übersetzer der inneren Stimme" zu beugen hatte. Für ihn, wie auch für die ethischen Sozialisten, war das Kriterium des Fortschritts zu einer höheren Menschlichkeit die Bildung des Gewissens. Nur dadurch werde das Individuum zu einem sozialen Wesen und imstande, seine Bestrebungen in Zusammenhang mit dem zu sehen, was für die Gemeinschaft als Ganzes gut sei, da sich Individuum und Gesellschaft zueinander verhielten wie die Zelle zum ganzen Organismus, unabhängig aber untrennbar. Folglich konnten Anarchisten im ökonomischen Bereich keine Liberalen, sondern nur Kollektivisten sein, obwohl für sie sozialer Fortschritt einzig durch die Kraft individuellen Wollens erfolgte.

Patrick Geddes

Patrick Geddes (1854-1932) war Biologe, Soziologe und Stadtplaner mit weitläufigen Interessen, insbesondere für Erziehungs- und Wissenstheorien, Kunst und Geschichte. "Seine vielseitigen Interessen waren nicht das Ergebnis seines Strebens nach Wissen an sich, sondern seiner Bemühungen - in einer sich zunehmend spezialisierenden Welt - die Beziehungen zwischen allen Wissenszweigen zum Wohle der Menschheit zu klären und zu verdeutlichen" (McGrath 1996). Patrick Geddes wuchs in Schottland auf, wo er auch seine Ausbildung erhielt und studierte in London Biologie. In London wie in Frankreich spezialisierte er sich auf dem Gebiet der Biologie. Mitte dreißig kehrte er nach Edinburgh zurück. Dort vollzog sich ein bemerkenswerter Wandel seiner Interessen hin zur Erneuerung der Altstadt von Edinburgh. Die bekanntesten Ergebnisse dieser Arbeit sind der Ramsey Garden-Komplex, die Errichtung von Privatwohnungen, eines Studentenwohnheims und Künstlerstudios sowie des Outlook Towers, den Geddes zu einer völlig neuartigen Form eines Unterrichtsmuseums umbaute.

Wie Reclus interessierte sich auch Geddes im Lauf der Zeit immer mehr für geographische Darstellungen, insbesondere der Organisation menschlicher Gesellschaften. Dabei konzentrierte er sich auf die Sozialräume Stadt und Land. "In den folgenden Jahrzehnten propagierte Geddes eine höchst individualistische Theorie über Gesellschaften und Städte, worin er regionale Theorien der Biologie und Geographie ebenso wie philosophisches Gedankengut (insbesondere Plato) und politische [S. 24] Theorien der Anarchisten einbezog" (McGrath 1996). Geddes gab seine frühere wissenschaftliche Spezialisierung nie auf und war von 1888 bis 1919 Professor für Botanik an der Universität Dundee. 1903 veröffentlichte er seinen ersten großen Bericht über Stadtgestaltung, „City Development: a Study of Parks, Gardens and Culture Institutes“, mit dem er sich einen Namen als einer der Vertreter der neuen Stadtplanung machte.

Geddes war einer der Gründer der Sociological Society in London im Jahr 1903; 1911 stellte er Arbeiten zur Stadtplanung aus. Von 1914 bis 1924 beschäftigte er sich mit Stadtplanung in Indien. 1919 wurde er Professor für Staatsbürgerkunde und Soziologie an der Universität Bombay. In dieser Zeit wurde er von den Zionisten mit dem Entwurf und der Planung der Hebräischen Universität in Jerusalem beauftragt. Geddes´ letzte Schaffensperiode stand im Zeichen seines utopischen Projekts, eine internationale Universität in Montpellier zu gründen, die sich der Beschäftigung mit seiner Philosophie der Erneuerung des Lebens widmen sollte. 1925 ging er nach Palästina zurück und entwarf einen Gesamtplan für die Stadt Tel Aviv, nach McGrath´ Meinung sein wahrscheinlich bedeutendstes Vermächtnis. 1932 wurde Geddes in den Adelsstand erhoben. Er starb noch im selben Jahr in Montpellier.

Wie viele andere in der neuen Bewegung für Erwachsenenbildung, darunter der ebenfalls in Indien tätige Michael Sadler, wurde Geddes von den Vorlesungen und Schriften John Ruskins beeinflußt. Insbesondere Ruskins Doktrin vom “Adel manueller Arbeit” und dem Ideal der Bürgerschaft bewog eine ganze Generation junger Idealisten, sich der Sozialreform durch Bildung zu widmen. Geddes trat der British Association for the Advancement of Science and Art bei und besuchte in den 1880er und 1890er Jahren Kongresse, auf denen er die Überzeugung gewann, Kunst und Wissenschaft seien untrennbar und es könne nur schädlich sein, ihnen separat nachzugehen.

Die British Association spielte damals eine überaus wichtige Rolle in der Verbreitung neuer Entwicklungen in den Sozialwissenschaften. Insbesondere die Sektion “Geographische Studien” wurde zum Laboratorium von Neuentwicklungen, woraus schließlich die "New Geography" hervorging (Cantor 1960-61). Auch Halford Mackinder war ein aktives Mitglied dieser Gruppe, und es ist bezeichnend, daß er Volkshochschulkurse für am besten geeignet hielt, diese neue Tendenz zu fördern (Blouet 1975; Unstead 1947). Gemeinsam mit Sadler spielte Mackinder eine maßgebliche Rolle in der Oxford Delegacy und bei der Entstehung der University Colleges in Nordengland.

Geddes gehörte der Sektion der British Association an, in der heftige Debatten zwischen Soziologen und Ökonomen um die Grenzen ihrer Forschungsgebiete geführt wurden, an denen er sich beteiligte. Bezeichnenderweise betrachteten insbesondere Volkswirte die Her[S. 25]ausbildung und Loslösung der Sozialwissenschaften aus dem Bereich, den sie als den ihren betrachteten, mit größtem Mißfallen. Auf dem Kongreß von 1876 wurden sie von einer Reihe von Wissenschaftern, darunter auch Francis Galton, für ihren im streng wissenschaftlichen Sinn mangelhaften Ansatz vehement kritisiert. Das veranlaßte den Vorsitzenden der Abteilung, den Soziologen J. K. Ingram, ein aus Dublin stammender Anhänger Comtes, zur Neudefinition des Fachs. Ingram sprach von der "berüchtigten Uneinheitlichkeit und Sterilität moderner Wirtschaftswissenschaft und der Notwendigkeit einer neuen Soziologie auf der Basis einer Synthese allen verfügbaren Wissens, in der spezifische Problemstellungen als Teile eines größeren Ganzen gesehen würden" (Meller, 1990: 58).

Auf dem Kongreß von 1881 versuchte Geddes, den ganzheitlichen Ansatz Ingrams weiterzuentwickeln, was ihm einen Konflikt mit Francis Galton, dem Begründer der modernen Eugenik, eintrug. Daraus entstand eine symbolträchtige Spaltung der Sozialwissenschaften. Während Galton die Genetik zur Grundlage des Verstehens von Gesellschaft erhob und 1904 die „Eugenics Society“ gründete, bezog Geddes mit der Gründung des „Civics movements“ die diametrale Position (Abrams 1968: 177-198). So wurde die Debatte um "nature versus nurture" (Natur versus Kultur) institutionalisiert und zum festen Bestand der jeweiligen Erklärungen sozialer Ungleichheit. Überschattet war die Kontroverse vom großen deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche, dessen „Also sprach Zarathustra“ kurz zuvor ins Englische übersetzt worden war, was prompt die ironische Paraphrase "neither nature nor nurture, but Nietzsche" hervorrief.

Ingrams ganzheitlicher Ansatz sagte dem jungen Geddes sehr zu. Auch er betrachtete Erwachsenenbildung als die geeignetste Form, sein Fach interdisziplinär zu entwickeln und zu popularisieren. Auf Ingrams Einladung im Jahr 1881 hin begann Geddes mit dem Unterricht in der Erwachsenenbildung am University College in Dublin, wo 1854 unter dem Einfluß von Kardinal Newman eine erste derartige extramurale Öffnung der Universität durchgeführt worden war. Geddes entwickelte bald seine eigenen biologischen Theorien der Sozialwissenschaft bzw. der "Sozialbiologie". Schon zu Beginn seiner Karriere vertrat er die Auffassung, in der Volkswirtschaft wirke das "biologische" Prinzip, demgemäß das Hauptziel der Volkswirtschaft nicht in Versorgung und Sicherheit, sondern in "Kultur und Bildung" bestünde. Weiters vertrat er die Ansicht, daß das Studium der Volkswirtschaft an den Universitäten verkümmern würde, weshalb sich die Ökonomie des weiter gesteckten Bildungsziels annehmen sollte, die zwei großen Gesellschaftsgruppen, die weitgehend von höherer Bildung ausgeschlossen waren, zu erreichen, nämlich Frauen und Arbeiter. Meller bemerkt dazu: "Theorien über die Bedeutung der Volkswirtschaft als Studienfach und die Wichtigkeit der Erwachsenenbildung entwik-[S. 26]kelten sich Hand in Hand. Im Mittelpunkt standen dabei die Universitäten und die neuen Universitätscolleges, die sich gerade in den Provinzzentren entwickelten" (Meller 1990,62; siehe besonders Armytage 1955).

Stark beeindruckt war Geddes infolge eines Aufenthalts in Irland auch von der kulturellen Energie des irischen Nationalismus und der Möglichkeit, mit einer pankeltischen Identität für alle subalternen Völker Britanniens ihren Abscheu vor der kulturellen Hegemonie Englands zu fördern. Sein Versuch, in Edinburgh eine keltische Bewegung zu gründen, war nicht wirklich erfolgreich, weil, wie Meller behauptet, Edinburghs Beziehung zu den Highland Gael (den von Walter Scott romantisierten nordschottischen Bergbewohnern) und dem sogenannten the Celtic fringe (ethnisch-kultureller Abgrenzungsbegriff des 19. Jahrhunderts für Irland, Wales, Schottland und „Britanny“ gegenüber den „Anglo-Sachsen“) sich auf sentimentale Liebesgeschichten und Motive für englische Arts and Crafts-Kleidung beschränkte. Die kulturelle Renaissance, die Geddes in Magazinen wie seinem (kurzlebigen) „Evergreen“ hervorrief, hatte jedoch eine radikalisierende Wirkung sowohl auf schottische Schriftsteller und Künstler als auch auf die Avantgarde Englands und fand einen Niederschlag in Alfred Orages „New Age“, dem führenden avantgardistischen Journal (Holbrook Jackson 1939, 132-140; Steele 1990).

Geddes Überzeugung von der gegenseitigen Abhängigkeit von Wissenschaft und Kunst wurde noch bestärkt, als er die Ideen des französischen Philosophen Henri Bergson kennenlernte. Bergsons Theorien über kreative Evolution wurden damals gerade von T. E. Hulme in „New Age“ verbreitet (Martin 1967; Steele 1990). Wie Ruskin glaubte auch Geddes, daß der neue Geist in der Kunst durch das Staunen über die moderne Wissenschaft hervorgerufen worden sei. Solchen Ansichten lieferte Bergsons Philosophie eine psychologische Stütze. Geddes sprach insbesondere der Gedanke an, daß das Maß der Modernität darin bestehe, inwieweit der Künstler sich für die Entdeckungen der wissenschaftlichen Forschung begeistern könne (Meller 1990, 65). Daher kann man Geddes zu der weitverbreiteten Bewegung der Ruskin-Anhänger zählen, die Avantgarde-Journale betrieben, kleine Gesellschaften in der Provinz gründeten und die Idee und Praxis der University Extension um einen neuen, interdisziplinären Ansatz bereicherten (Armytage 1961).

Insoweit kann Geddes der Strömung der Ethical Socialists zugeordnet werden. Diese vertrat eine weit gefaßte Vorstellung von Sozialismus, nämlich ein Amalgam aus christlichem Sozialismus, Vegetarianismus und theosophischem Spiritualismus. Obwohl er nie Mitglied wurde, stand Geddes auch der „Fellowship of the New Life“ nahe, die 1882 vom schottischen Philosophen Thomas Davidson gegründet worden war. Dort kam er mit Havelock Ellis und Edward Carpenter in Kon[S. 27]takt, deren Theorien über Sexualität ihn sehr interessierten; gemeinsam mit J. A. Thomson verfaßte er „The Evolution of Sex“ (1889). Dieses Buch erschien in "The Contemporary Sciences Series", die von Havelock Ellis herausgegeben wurden, so wie Reclus´ Bruder Ellis´ das für die spätviktorianische Öffentlichkeit nicht weniger schockierende “Primitive People” herausgab.

Nachdem sich die „Fabian Society“ 1884 unter der Führung von G. B. Shaw, Hubert Bland und den Webbs vom „Fellowship of the New Life“ abgespalten hatte, wurde Geddes zu deren vehementem Gegner, da sie seiner Meinung nach moralische Überlegungen einem mechanischen Materialismus unterordnete. Ebensowenig hielt er von den Theorien der Fabianisten von Zentralstaat und Wohlfahrtspolitik, weil solche Konzepte implizit auf Massenpolitik setzten, die unvereinbar war mit seiner Ansicht, wonach dem Individuum und dem kreativen Willen zentrale Bedeutung zukomme. Geddes´ Interesse an biologischen Theorien der Gesellschaft und der Sexualität hatte zur Folge, daß er eine für die damalige Zeit relativ fortschrittliche Einstellung Frauen gegenüber einnahm. Allgemein gesprochen vertrat er die Linie der Le Playistischen soziologischen Schule der organischen Evolution, die der Auffassung war, daß die Gesellschaft sich von einfachen zu komplexeren Formen entwickelte und daß Geschichte und Kultur in diesem Entwicklungsprozeß eine wichtige Rolle spielten. Geddes erachtete die Rolle der Frauen als Pflegerinnen und Bewahrerinnen von Kultur für die Vermittlung von kulturellen Ideen für höchst wichtig. Diese Ansicht ist insofern als progressiv zu werten, da sie die Frauen in sozialer Hinsicht den Männern gleichstellte. Konservativ war diese Ansicht insofern, da sie die traditionelle familiäre Funktion der Frau nicht in Frage stellte. Außerdem war Geddes ein Gegner der Suffragetten mit dem Argument, daß eine Massenbewegung kein Ersatz sei für den unabhängigen freien Willen des einzelnen. Er fügte hinzu: "Was im prähistorischer Protozoon festgelegt wurde, kann nicht durch Parlamentsbeschlüsse aufgehoben werden" (Meller, 83). Dies wirft ein Licht auf die Grenzen eines biologischen Zugangs zu politischen Fragen, zeigt aber eine gesunde Skepsis gegenüber dem parlamentarischen Weg zum Sozialismus. Geddes dachte auch, daß - dank Zivilisation und Bildung - moderne Frauen besser als jemals zuvor imstande wären, befriedigende Liebesbeziehungen einzugehen, und daß das die Basis für ein reicherfülltes persönliches Glück sei. Er sagte nicht, ob auch Männer dieser Fortschritte fähig seien.

Reclus und Geddes

Reclus und Geddes vertraten also in vielen Fragen die gleichen Ansichten. Beide waren im Grunde ihres Herzens Positivisten im Sinne Auguste Comtes und achteten durch genaue Beobachtung und mit wissenschaftlichen Methoden gewonnenes Wissen hoch. Sie waren jedoch beide zutiefst mißtrauisch gegenüber [S. 28] der Spezialisierung, die an den Universitäten rasant voranschritt, obwohl sie der Modernisierung der höheren Bildung analog der wissenschaftlichen Prinzipien durchaus positiv gegenüberstanden. Beide bedienten sich eines wissenschaftlichen Eklektizismus. In sozialen Fragen bevorzugten sie einen holistischen Ansatz, und beide entwickelten eine geradezu ehrfürchtige Einstellung gegenüber der "Menschheit" als solcher. Kein Zweig der Wissenschaft sei ohne Einbeziehung der menschlichen Dimension vollständig wie auch keine Kunst interessant sei, die die Fortschritte auf dem Gebiet der Wissenschaften nicht anerkenne. Beide nahmen liberale soziale Positionen an, obwohl Reclus sich politisch mehr für die anarchistische Bewegung einsetzte, während Geddes versuchte, seinen "wissenschaftlichen" Standpunkt unabhängig von Politik zu definieren. Beide waren Volksbildner, die ihre Arbeit in den Dienst einer breiteren Öffentlichkeit stellen wollten und nicht in den der traditionellen akademischen Elite. Während Reclus zweifelsohne den Kollektivismus höher schätzte als Geddes, ordneten beide das Individuum der "Masse" über und erachteten beide die Tugend der Gewissensbildung als unabdingbar für eine ‘ethische Politik’. Während beide das Laissez-faire zutiefst ablehnten, war es Geddes, der dem Gedanken einer wirtschaftspolitischen “Planung” als Gegenkraft zu den Kräften des freien Marktes eher zuneigte.

Was Geddes so stark an Reclus´ Ideen anzog, war seine Sozialgeographie, die Geddes als eine natürliche Erweiterung der Erforschung der Menschheit im Zusammenhang mit ihrer Umwelt zu erforschen, ansprach. Insbesondere Reclus´ Konzept der "Talregion" sagte Geddes zu, da es [S. 29] eine überschaubare Einheit für die regionale Forschung darstellte. Geddes war von diesem Konzept nachhaltig beeindruckt. Bei der Planung des der Volksbildung gewidmeten Outlook Towers in Edinburgh gewann es erstrangige Bedeutung. Dieses Gebäude in der Altstadt konzipierte Geddes als eine Art Museum und Bildungsort, womit er eine Art öffentliches Labor für soziales Lernen und für das Verständnis gegenüber gesellschaftlichem Fortschritt zu schaffen beabsichtigte. Mellers Zusammenfassung von Geddes´ Zielen gibt Auskunft über Geddes radikale Vision:

"Was er als Erster bewerkstelligen wollte, war die Erforschung von Orten und Menschen, die bis dahin vom offiziellen Bildungssystem weitgehend ignoriert worden waren. Die relevanten Wissenschaften, nämlich Geographie und Geologie, Wirtschaftsgeschichte und die Natur- und Sozialwissenschaften gab es in Großbritannien entweder noch nicht, oder sie waren an den Universitäten gerade erst eingeführt worden. Geddes war einer der wenigen Intellektuellen, die diesen Mißstand beheben wollten. In den 1880er Jahren hatten H. J. Mackinder für die geographische und Toynbee für die historische Forschung Standards etabliert. Geddes aber meinte, die Reform der akademischen Lehrgänge genüge nicht. Es müsse eine Synthese allen neuen Wissens erreicht werden, und dieses Wissen müsse auf Erfahrung wie auf Theorie beruhen. Der Outlook Tower als regionales Studienzentrum sollte – außerhalb der Grenzen der konventionellen universitären Bildung – einer völlig neuen Art Bildungsarbeit Gestalt geben." (Meller 1990, 93)

Überraschenderweise (oder vielleicht auch nicht) erhielt das Projekt des Outlook Towers keinerlei finanzielle Unterstützung durch die Universität Edinburgh, obwohl es als Museum vom örtlichen Stadtmuseum subventioniert wurde.

Während der 1880er Jahre rief Geddes die Edinburgh Summer Meetings ins Leben, Sommerschulen nach dem Vorbild der in Chautauqua in den USA abgehaltenen Sommerkursen. Da Geddes überzeugt war, die konventionellen Studienmethoden würden die Kreativität und das Interesse der Studenten nur lähmen, nützte er die Sommerschulen für experimentelle Unterrichtsmethoden. Er integrierte praktische Laborarbeit und Feldstudien in die Lehrgänge und untersagte den Studenten eine zu enge Spezialisierung auf ein Fachgebiet. Er ermutigte sie zu einem künstlerischen Ansatz für die konstruktive Synthese ihrer Forschungsergebnisse. Zu diesem Zweck entwickelte er seine "Denkmaschinen", eine seiner weniger erfolgreichen Unternehmungen. Den Studenten wurden interdisziplinäre Ansätze für ökonomische und soziale Probleme nahegebracht, die sowohl der Wissenschaft wie der Kunst verpflichtet waren, und sie wurden zu einer holistischen Sicht ihrer Arbeit ermutigt. Geddes war überzeugt, eine neue Philosophie der Bildung entwickelt zu haben. Tatsächlich sind die interdisziplinären, offenen und partizipatorischen Ansätze, die er förderte, seit seiner Zeit Leitmotive in der Erwachsenenbildung. Die anregende Atmosphäre der Sommerschulen verdankte sich zu einem Gutteil den zahlreichen "reiferen" jungen Damen, die sein Buch „The Evolution of Sex“ gelesen hatten. Obwohl die befreite Atmosphäre sicherlich hochanständig war, kam es doch zu vielen dauerhaften Beziehungen. Reclus beteiligt sich an mindestens einer dieser Sommerschulen, und er verfaßte „The Evolution of Cities“ für das Londoner Journal „Contemporary Review“ (Nettlau 1928, 288). Andere bekannte Teilnehmer waren unter anderem sein Freund Demolins, ein Soziologe der Le Play-Schule. Die Vorstellung, daß für die Belange der Regionalforschung an den Universitäten noch nicht etablierte Methoden und Ansätze genützt werden könnten, festigte sich zusehends.

Mitte der 1890er Jahre aber schien Geddes im Theoretischen an einem toten Punkt angelangt zu sein. Die Schule der Le Playisten, die ihn in den späten 1870er Jahren in Paris stark beeinflußt hatte, hing nun unter dem Ein-[S. 30]fluß Demolins so sehr dem Umwelt-Determinismus an, daß sie dem menschlichen Handeln, insbesondere kulturellen Aktivitäten, keinen Raum mehr ließ. Zeitgenössische Sozialstudien an Gruppen von Immigranten in Amerika untergruben ebenso den Le Playistischen Ansatz, indem sie zeigten, daß das geographische Umfeld eine weit geringere Rolle in der örtlichen Wirtschaft und Gesellschaft spielte als familiäre Faktoren, die die Immigranten von Europa mitgebracht hatten. Geddes ließ sich wieder von der anderen für ihn maßgeblichen französischen Quelle, Auguste Comte, inspirieren, was seine Überzeugung noch bestärkte, daß Bildung der Schlüssel zum kulturellen Fortschritt sei. Geddes übernahm von Comte auch den Glauben an die Soziologie als höchste Organisationsform des Wissens sowie die Überzeugung von der Notwendigkeit, eine Elite von Lehrern heranzubilden, die als nicht spezialisierte Intellektuelle eine Synthese allen Wissens zu schaffen imstande wären. Das war selbst für Geddes ein hoher Anspruch, doch meinte er, mit dem Outlook Tower ein ideales Bildungsinstrument zur Verfügung zu haben.

Die räumliche Gliederung des Outlook Towers ermöglichte die schichtweise Präsentation von geographischem Wissen, das den Betrachter vom Speziellen zum Universellen führte. Im obersten Stockwerk beginnend konnte sich der Besucher mit Hilfe einer Camera obscura Edinburgh und seine Umgebung auf den Wänden in graphischer Darstellung betrachten. Das nächste darunterliegende Geschoß war der historischen Entwicklung Edinburghs, seinem aktuellen Zustand und seinem zukünftigen Potential gewidmet. Darunter war eine große Landkarte Schottlands auf den Boden gemalt, und an den Wänden fanden sich Diagramme und Bilder zu Edinburghs Geschichte und Geographie. Das darunterliegende Stockwerk behandelte das British Empire (mit einer eigenen Nische für die Vereinigten Staaten) und die Verbreitung der englischen Sprache. Darunter befand sich die Darstellung von Europa und im Erdgeschoß die der Erde.

Geddes entwarf für seine Weltansicht bezeichnende keltisch inspirierte symbolische Diagramme, unter anderem einen Lebensbaum oder “Arbor Saeculorum” aus farbigem Glas, auf dem die gemeinsame Wurzel und alle Zweige des Wissens dargestellt waren. Der künstlerische Symbolismus ist ein zentraler Bestandteil von Geddes Konzept, da der metaphorische Zugang eine phantasievoll und lebendige Sicht der Dinge eröffnet, wie sie die Wissenschaft allein nicht zu geben vermag. Wie Meller sagte: „Je ausgefallener seine symbolischen Gedankenflüge wurden, desto nachdrücklicher bestand er darauf, ein praktisches Ziel zu verfolgen" (Meller 1990, 103). Der Outlook Tower war also im Wesentlichen ein praktisches Bildungsinstrument, das in seiner eigentümlichen räumlichen Anordnung sowohl die Unverwechselbarkeit der einzelnen Disziplinen intellektueller Forschung als auch deren wechselseitige Abhängigkeit vermittelte. Wie inspirierend der Turm auch gewesen sein mag, er legte doch eine ungewohnte Hierarchie von Wissen und eine lineare Trennung zwischen Wissenschaften nahe, sodaß er für sich genommen Geddes´ Gesamtprogramm nicht zu veranschaulichen geeignet war.

Hierzu steuerte Reclus den passenden Symbolismus bei, der zu Reclus´ und Geddes´ engagiertestem, wenn auch letztendlich erfolglosem Unternehmen im Bereich der Volksbildung führte, nämlich dem „Pariser Globusprojekt“. 1895 begann Reclus die Kampagne für den Bau einer riesigen Weltkugel für die Weltausstellung, die 1900 in Paris stattfinden sollte. Wie der Outlook Tower war auch dieser Globus als permanente Bildungseinrichtung konzipiert, die den Erkenntnissen geographischer Entdeckungsreisen und Landvermessungen gemäß auf dem neuesten Stand der Forschung gehalten werden sollte (Reclus 1898). Für Reclus war die Weltkugel ein aussagekräftiges Symbol für die kosmische Einheit des menschlichen Lebens, die für ihn die weltwei-[S. 31]te Verbundenheit ungeachtet politischer Grenzen, unterschiedlicher Rassen oder Glaubensbekenntnisse bedeutete. Mit diesem Projekt bekannte er sich zur weltumspannenden Zusammengehörigkeit der Menschheit. Geddes war von diesem Konzept so bewegt, daß er Folgendes schrieb:

"Dies war nicht bloß ein wissenschaftliches Modell in irgendeinem Institut, sondern das Abbild, der Schrein, der Tempel der Mutter Erde, und sein Schöpfer nicht länger ein moderner Professor in seinem Lehrstuhl, sondern ein Druide bei der Opferzeremonie innerhalb seines Kreises von mächtigen Steinen, ein Weiser aus dem Morgenland, Einführender in kosmische Wunder (...) die Einheit der Welt wird nun zur Basis und zum Symbol der Brüderlichkeit aller Menschen, die sie trägt: die Wissenschaft ist eine Kunst, Geographie und Arbeit vereinigen sich zu einer Herrschaft des Friedens und des guten Willens." (zit. nach Meller 1990, 105) Hier gibt sich Geddes als treuer Anhänger der "Religion der Menschheit" zu erkennen, wonach die positivistische Schule in Großbritannien strebte, gleichzeitig auch als Magier des Celtic revival, das selbst ernsthafte Leute in esoterischen Hokuspokus hineinzuziehen drohte. (So wie die magische Gesellschaft, „The Hermetic Order of the Golden Dawn“, zu deren Mitgliedern damals auch W. B. Yeats und Aleister Crowley zählten, deren Vorsitzender Henri Bergsons Schwiegersohn, MacGregor Mathers, war.) Es besteht kein Zweifel, daß sich im ansonsten skeptischen Wissenschaftler eine mystische Stimme regte. Sie wollte der Überzeugung Gehör verschaffen, allen menschlichen Dingen liege eine kosmische Gemeinsamkeit zugrunde. So sollten die neuen Übersetzungen indischer Philosophie und Religion schon bald Geddes´ früheres Interesse an Mystik wiedererwecken, das in der Zeit entstanden war, als er der „Fellowship of the New Life“ nahegestanden war. Man muß Geddes zugute halten, daß er sich niemals den verrückteren Aspekten dieser Ideologie hingab. Seine zentrale Idee war die der Weltbürgerschaft mit Bürgerrechten sowohl wie -pflichten. Somit war das Symbolische auf das Gebiet menschlicher Sehnsucht verwiesen. Er befaßte sich denn auch mit Staatsbürgerkunde, und es scheint, daß ihm seine Beschäftigung mit dem Outlook Tower und dem Globusprojekt eine Praxis eröffnete, die ihn seine theoretischen Schwierigkeiten überwinden ließ.

Schon mit dem Outlook Tower hatte er den Prototyp einer neuen Art von Museum mit einer erzieherischen Funktion für Sozialreform statt einer Antiquitätensammlung zu entwickeln begonnen. Er stellte sich den neuen Museumstyp als Veranschaulichung der sozialen Entwicklung und als aktives Forschungszentrum vor, das ergänzt werden sollte um eine moderne Bibliothek. Das Material sollte der Evolutionstheorie gemäß klassifiziert und so weit wie möglich durch bildliche Darstellungen illustriert werden. Er begann das Konzept für ein sogenanntes "Index Museum" zu entwerfen. Dieses war einer Enzyklopädie nachempfunden, "deren Artikel, versehen mit Illustrationen und verkleinerten Landkarten, man sich einzeln gedruckt vorstellen kann als geordnete Reihe von Aufschriften, zu denen nach Möglichkeit exemplarische Beispiele beschafft würden" (zitiert in Meller 1990, 110). Geddes sah im Globusprojekt eine Ergänzung des Outlook Towers, der – abgesehen von der Geschlechtermetaphorik – das geographische Ordnungsprinzip in einen universellen Zusammenhang stellte. Da jedoch weder Reclus noch Geddes imstande waren, Sponsoren für das Globusprojekt aufzutreiben, konnte es nicht realisiert werden. Geddes tat das Nächstliegende und ging mit seiner Sommerschule für die Dauer der Ausstellung von 1900 nach Paris. Er nützte die gesamte Ausstellung für Bildungszwecke und erzielte beachtliche Erfolge. Während der vier Monate der Ausstellung wurden 134 Lehrgänge mit 800 Kursen organisiert. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl pro Kurs betrug zwischen 40 und 50 Personen. [S. 32]

Schlussbemerkungen

Diese kurzen Ausführungen zeigen, daß hinreichend Motivierte ein reiches Betätigungsfeld für interdisziplinäre Bildung vorfanden, bevor sich die Sozialwissenschaften und die verwandten Wissenschaftszweige wie moderne Volkswirtschaft, Sozialgeschichte, Soziologie, Geographie, Anthropologie und Sozialpsychologie als akademische Disziplinen etabliert hatten. Sowohl Reclus als auch Geddes können in gewisser Hinsicht als die letzten "Universalgelehrten" gelten, die das gesamte Wissen ihrer Zeit beherrschen wollten, bevor die berufsmäßige Spezialisierung diese Möglichkeit immer weiter einschränkte. Obwohl beide von den positivistischen Theorien Comtes und der Anhänger Saint Simons ausgingen, vertraten sie die Auffassung, daß alles Wissen auf gewisse unergründliche Weise holistisch sei und die einzelnen Teilbereiche miteinander in Beziehung stünden. In Geddes´ Fall hatte das zu tun mit dem Klima des "Orientalismus", das christliche Imperialisten und mystische Sozialisten wie Edward Carpenter und selbst Huxley schufen. Bei Reclus mag etwa sein Beharren auf der zentralen Rolle des Gewissens in seiner ursprünglichen Berufung zum calvinistischen Priestertum wurzeln.

Dies war eine entscheidende Phase für die englische Volksbildung, da der hier verfolgte interdisziplinäre Ansatz wegen seiner sozialen Relevanz eine spezifische Dynamik entfaltete. Sowohl Reclus als auch Geddes waren in erster Linie Sozialreformer, für die die "Spezialisierung" auf ihr jeweiliges Fachgebiet ein Weg war, den sozialen Fortschritt zu beschleunigen. Beide hielten es mit der positivistischen Ansicht, daß allein die wissenschaftliche Enthüllung sozialer Mißstände die Lernenden zur Veränderung ihrer Gesellschaft bewegen würde. Beide waren überzeugt von der Macht des individuellen Willens, Veränderungen herbeizuwünschen und letztendlich auch zu bewerkstelligen. In wirtschaftlichen Belangen war Reclus jedoch eher Kollektivist und unterstützte Kropotkins Programm der gegenseitigen Hilfe. Interessanterweise glaubte Geddes, daß Reclus in gewisser Hinsicht zu individualistisch war und den Einfluß der zwischen Staat und Individuum vermittelnden Instanzen übersah. Deshalb erachtete er das Studium der Staatsbürgerkunde als Grundpfeiler der Bildung.

Reclus´ und Geddes´ Bildungsbemühungen könnten leicht als das letzte Aufflackern eines heute archaisch wirkenden Holismus gesehen werden, als heroische, doch tragische Versuche des Widerstands gegen die Spezialisierung und Segmentierung der modernen Welt. Von bleibender Bedeutung aber sind einige ihrer geradezu prophetischen Ansichten. Beide ahnten früh, wie willkürlich künstlich gezogene nationale Grenzen sind und wie gefährlich nationalistische und Rassentheorien werden könnten. Fast ein Jahrhundert bevor der Ausdruck "Globalisierung" in Mode kam, propagierten sie die globale Sichtweise als einen Weg zu Frieden und Harmonie. Ebenso befürworteten sie regionale Wirtschaftsgebiete als wahrlich demokratische Einheit des Miteinanders, ein Jahrhundert bevor das "Europa der Regionen" propagiert wurde. Reclus war aktiv mit der Gründung neuer Formen der Universität befaßt, wie zum Beispiel der „Nouvelle Université“ in Brüssel, die jedermann offen stehen sollte, während Geddes die Universität für das Zentrum des kulturellen und sozialen Lebens einer Stadt hielt, nicht für einen abgelegenen Elfenbeinturm zur Heranzüchtung einer Elite von Spezialisten. Obwohl die neugegründeten Universitäten die Bedeutung der Volksbildung anerkannten, wurde diese in die University Extension und folglich in die extramuralen Einrichtungen abgedrängt. Im kommenden Zeitalter der "Massen"bildung an den Universitäten könnte sich die modernistische Aufsplitterung des Fachwissens selbst als veraltet herausstellen und die Universitäten werden ihre Rolle in der Gesellschaft überdenken müssen. Falls dies geschieht, werden die interdisziplinären, holisti-[S. 33]schen und auf Erfahrung fußenden Bildungsansätze von Reclus und Geddes von unschätzbarem Wert sein.

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