Die Biologie in der Volksbildung

Das Leben ist für uns alle, die wir ja Lebewesen sind, das Wichtigste überhaupt. Gäbe es kein Leben, so gäbe es weder uns noch unsere Umwelt.

Und darum müßte sich jeder Mensch mit den Gesetzen des Lebens vertraut machen. So wie man von einem Arbeiter verlangt, daß er seine Maschine und sein Werkzeug kennt, so müßte man von jedem Menschen verlangen, daß der die Gesetzlichkeit des Lebens kennt und nicht zuletzt auch die Lebewesen unserer Umwelt. Gerade auf diesem Gebiet aber, es handelt sich um die Biologie und somit auch um Tier- und Pflanzenkunde, ist es in weitesten Kreisen selbst in den gebildetsten, sehr traurig bestellt.

Warum das so ist? Weil die Biologie im Schulunterricht meist recht trocken und leer behandelt wird. Man lehrt Zahnformeln und Staubgefäßzählen, man zeigt Skelette und Herbarienblätter, aber man erzählt nichts vom Leben. Die Erfahrung aber hat bewiesen, daß gerade die Biologie sofort begeisterte Hörer und Schüler findet, wenn sie in ihrer ureigensten Form, nämlich lebendig, dargestellt wird.

Hier fällt gerade der Volksbildung ein äußerst wichtiges und dankbares Arbeitsgebiet zu. In den Volkshochschulen müßte durch lebendig gestaltete Kurse und Vorträge das nachgeholt werden, was in den Pflichtschulen sosehr vernachlässigt wurde.

Diese Aufgabe aber hat sich die neu gegründete Biologische Station Wilhelminenberg im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit gestellt. Sie will wertvolles Wissen in lebendiger Weise vermitteln. Kurse, Vorträge, Führungen und in jüngster Zeit auch die Zeitschrift „Umwelt“ sollen, nach neuen Gesichtspunkten aufgebaut, jedem das geben, was sosehr not tut: Lebendige Kenntnis lebendiger Lebensgesetze.

(Wortwahl, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung entsprechen dem Original. Ausdrücke in runden Klammern stehen auch im Original in runden Klammern. In eckigen Klammern steht die Zahl der jeweiligen Seite des Originaltextes.)